Volkstribun Dominik Hollmann
von Dr. Konstantin EHRLICH
Ihm war von Gott ein schweres aber auch ein sehr inhaltsreiches Leben beschieden.
In seiner Biographie widerspiegelt sich auf die krasseste Weise das Schicksal seines
leidgeprüften Volksstammes, der Rußlanddeutschen. Sein Volk war es nämlich,
das ihn zu Großtaten inspirierte. Sein Volk war es auch, dem er all seine Kraft,
all sein Wissen und Können, ja sein Leben opferte.
Zu diesen Schlußfolgerungen komme ich, dem mir seinerzeit die Ehre zuteil geworden ist,
Dominik Hollmann persönlich zu kennen, ja sogar einige Schriften von ihm herauszugeben,
immer wieder - je mehr ich mich in die Tagebuchnotizen des Literaten, die mir freundlicherweise
von seiner Tochter, Ida Bender, zur Einsicht gegeben worden sind, - vertiefe.
Ich kenne die Handschrift des Schriftstellers, sie ähnelt in einigen Zügen - will mir
scheinen - der meiner Mutter: Sie studierte um die 30-er Jahre in einem der Techniken
im deutschen Wolgagebiet, wo die Studenten neben allerlei unentbehrlichen Fertigkeiten
und Kenntnissen auch die richtige Handschrift vermittelt bekamen...
Ich folge der Spur des Literaten. Nein, mehr der Spur des MENSCHEN Hollmann.
Ich versuche, mich in die Zeit und die Umstände, in denen der Altmeister gelebt hatte,
zu versetzen, bemühe mich, sein Gebaren in Zeit und Raum zu rekonstruieren.
...Dominik Hollmann. Maestro der rußlanddeutschen Literatur, talentierter Prosaist und
Dichter, begabter Schwänkeschreiber, großformatiger Pädagoge, war und bleibt er
zweifelsohne eine außerordentliche Erscheinung im Kulturleben der Deutschen in der
ehemaligen Sowjetunion. Ein vielschichtiger Literat, hat er die Literaturszene
der Rußlanddeutschen um Wesentliches bereichert; und es findet sich wohl kaum ein
deutschzüngiger rußlanddeutscher Nachwuchsschriftsteller, auf den Dominik Hollmann
so oder anders nicht Einfluß ausgeübt hätte... Wir, die viel jüngeren
Literaten und Journalisten, waren äußerst glücklich, mit diesem weisen und sehr
bescheidenen Menschen sprechen zu dürfen, denn ein Gespräch mit ihm, nie belehrend,
war für uns eine Bereicherung, ja eine Schule des Lebens, des Einsatzes für die Belange
unseres erniedrigten, leidgeprüften Volkes. Damals, wo in der Sowjetunion eine strenge Zensur
über das schriftstellerische Wort herrschte, für die deutschen Literaten doppelt so
viele Themen untersagt worden waren, als sonst für einen anderen Schriftsteller, suchte
er hartnäckig nach Möglichkeit, durch Anspielungen, Metaphern und Allegorien das zu sagen,
um den in der Verbannung schmachtenden Rußlanddeutschen Kraft und Mut zu vermitteln,
die Hoffnung nicht aufzugeben...
Geboren im August 1899, hat er den Ersten Weltkrieg, die Februarrevolution 1917,
den Oktoberumsturz in Rußland miterlebt. In dieser turbulenten Zeit war der 17jährige
"frischgebackene" Dorfschullehrer überaus glücklich, daß sein sehnlichster Traum
in Erfüllung gegangen war. Der Traum, seinen Landsleuten, den Bauern der deutschen
Wolgadörfer durch Vermittlung von Wissen zu helfen, die jahrhundertewährende Armut
loszuwerden. Ihm war nämlich früh bewußt wieviel Aberglaube, Rückständigkeit,
Unwissen unter seinen Landsleuten herrschte. So war er begeistert von den Umwälzungen, die sich
in seinen heimatlichen Wolgagefilden vollzogen. Vor seinem inneren Auge entwarfen sich
farbige Bilder einer beispiellosen Utopie, an die er leidenschaftlich glaubte, welche
sein Ich im Wesentlichen mitbestimmte und ihn bis ans Ende seiner Tage beschäftigte.
Er wußte damals noch nicht, daß sich die Bolschewiki auf heimtückische Weise der Gewalt
im Staate bemächtigt hatten. Die große Wahrheit blieb ihm zu jener Zeit noch vorenthalten.
Ein aus ärmlichen Verhältnissen stammender Bauernbursche ließ sich Hollmann von dem
Trubel jener Jahre hinreißen. Er besuchte politische Meetings, Diskussionsrunden, nahm
mit offenen Augen und Ohren alles auf, was sich um ihn herum ereignete. "Das Land den
Bauern! Die Macht den Räten!" hallte es in seinem Sinn wider. Er sah sich in baldiger
Zukunft inmitten eines glücklichen Lebens: in Frieden, Freiheit, Gleichberechtigung.
Und in der Tat waren die ersten Schritte der Rätemacht hoffnungsverheißend:
Die Selbstverwaltung in den deutschen Kolonien an der Wolga, die vom Zarismus 1871
aufgehoben worden war, wurde im Oktober 1918 wiederhergestellt. Die Wolgadeutschen
erhielten nicht nur das Recht - dabei als erste unter den zahlreichen ethnischen
Minoritäten in der Räterepublik - ihre Kultur, ihre identitätsbestimmenden Sitten,
Bräuche und Traditionen zu pflegen, sondern sich auch selbst politisch zu repräsentieren.
Nach den Jahren des ersten Weltkrieges, wo alles Deutsche verpönt, die deutsche Presse
eingestellt, ja sogar das Deutsch-Reden auf offener Straße verboten war, bedeutete dies
Balsam für die Ohren des jungen Lehrers.
Hollmann glaubte an die Wahrheit. Er wußte damals noch nicht, daß sie noch immer relativ
gewesen ist. Er glaubte an die Gerechtigkeit. Im Glauben, daß Menschen von Gott
gleichberechtigt erschaffen worden sind, hoffte er, daß man die Welt mittels Bildung und
Aufklärung verändert kann. Und das war wohl seine Tragödie. Ihm blieb beinahe bis an sein
Lebensende verschleiert, daß die herrschende Elite die Politik nur in ihrem eigenen Sinne
gebrauchen, daß die Interessen des Volkes sie, die herrschenden Elite, nur in dem Maße
beschäftigen, wie sie auf die Stärkung ihrer Machtpositionen Einfluß nehmen...
Wie dem auch sei, war es Hollmann beschieden an Aufbau und Gestaltung
des rußlanddeutschen Kulturlebens in den 20-30-er Jahren tatkräftig mitzuwirken.
So arbeitete er 15 mit leidenschaftlicher Selbstaufopferung angefüllte Jahre als
Dorfschullehrer, bereicherte seinen Gesichtskreis durch eifrigen Selbstunterricht.
Im reifen Christus-Alter bezog er die Staatliche Deutsche Pädagogische Hochschule
in Engels, nach deren Absolvierung er daselbst als Oberlehrer angestellt wurde.
Durch seinen Fleiß, sein Können fiel er auf und schon bald wurde er Dekan der Abteilung
Deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule in Engels, der Hauptstadt
der deutschen Wolgarepublik. Das waren arbeitsreiche und ersprießliche Jahre.
Noch als Dorfschullehrer schrieb er kurze Zeitungsartikel und Gedichte. Später,
als Student der Hochschule, war es die materielle Not, die ihn veranlaßte,
Übersetzungsarbeiten für die Zeitung "Nachrichten" und den deutschen Staatsverlag
zu bewerkstelligen, auch mal einen Artkel zu verfassen. Als Hochschullehrer und Dekan
voll belastet, findet der mit enormer Energie ausgerüstete Hollmann doch Zeit, seine
literarische Tätigkeit zu aktivieren: Er verfaßte Lehrbücher, Gedichte,
Erzählungen, literarkritische Aufsätze und linquistisch-methodische Studien,
schrieb Rezensionen zu Theaterstücken, die auf der deutschen Bühne aufgeführt
wurden. Auf den Hochschullehrer Dominik Hollmann wird man in den wolgadeutschen literarischen
Kreisen aufmerksam. Die Schwester des russischen Schriftstellers Alexander Fadejew,
Frau Fadejewa, die die deutsche Republikzeitung "Nachrichten" redigierte, schlug Hollmann vor,
an literarischen Seminaren und Besprechungen von literarischen Werken der angehenden
wolgadeutschen Literaten teilzunehmen.
Anfang der 40-er Jahre steht Hollmann inmitten des wolgadeutschen pädagogischen und
literarischen Geschehens, sein Name wird zum Begriff, er wird in den Schriftstellerverband
der SU aufgenommen...
Die zweite Hälfte der 30-er Jahre war in der UdSSR durch die sogenannte bolschewistischen
Tschistka (Säuberung) gekennzeichnet, welche einen verheerenden Schaden im Kulturleben
von nationalen Minderheiten errichtete, und allen voran waren davon aus verständlichen
Gründen die Rußlanddeutschen betroffen.
Ein Blick in das Notizbüchlein mit den Stundenplänen, Studentenlisten und kurzen
Aufzeichnungen lassen vor unseren Augen ein Bild entstehen, das uns so manches Geheimnis
in der Biographie Hollmanns lüftet.
Man sprach ihn an: Sehe er sich - als Hochschullehrer und das heiße Erzieher der
heranwachsenden Generation - nicht verpflichtet, Mitglied der Kommunistischen Partei
der Bolschewiki zu sein?! Oder sei er einer anderen Auffassung?! "Zwei Seelen wohnten ...
in meiner Brust...", schreibt der Schriftsteller in sein Tagebuch später. - "Weil
ich so lange dem Gottesglauben treu geblieben war." Und antwortete ausweichend, er sei noch
nicht würdig, Parteimitglied zu sein.
Hollmann wußte allzugut, wie sich auf ihn diese seine "andere Auffassung" auswirken
könnte. Beispiele in der Zeit der Kollektivierung und Industrialisierung, der erwähnten
massenhaften bolschewistischen Tschistka gab es mehr als genug...
Und so wurde Hollmann seiner Dekanspflichten entbunden. Darauf folgte ein Auftrag, einen
Artikel des Parteisekretärs der Hochschule zu redigieren. Wochen danach muß er
sich vor seinen Vorgesetzten, die ihn des 'Nationalismus' beschuldigen wollen, verantworten.
Hollmann kommt nur knapp davon. Nach der folgenden Aufforderung der Partei beizutreten
("oder unterstützen Sie die Linie der Partei nicht?!") konnte er nicht mehr ausweichen.
Nach langem Hin und Her wagt er den Schritt, als Kandidat der Partei der Bolschewiki
beizutreten. Sein Parteikandidaten-Büchlein wird ihm eingehändigt, schon als
der Krieg zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion bereits entbrannt war...
Der unselige Krieg, von den Tyrannen Hitler und Stalin entfesselt, die beide nach
Weltherrschaft trachteten, machte einen Strich über so manches Schicksal. Für die
Rußlanddeutschen wurde er zum Verhängnis. "Sie hatten nun" - wie Herold Belger,
der bekannte rußlanddeutsche Literaturkritiker vor Jahren bemerkte - "eine doppelte Last
zu tragen", denn "der überfall der Sowjetunion durch die deutsche Wehrmacht hatte
für die deutschen Bürger des Landes neben dem allgemeinen Kummer noch einen besonderen
tragischen Sinn"... Sie waren eben Deutsche. Und wenn sie auch in keinem Verhältnis
zu Deutschland standen, was auch allgemein bekannt gewesen sein durfte, fielen sie dennoch
in Ungnade der parteisowjetischen Gewaltmaschinerie.
Deportation - hieß es nun. Aussiedlung aller Deutschen ins Unbekannte und Ungewisse...
Die Familie Hollmann kommt in den sibirischen Kraj Krasnojarsk und der erfolgreiche
Hochschullehrer ist eine Zeitlang bei der Erntebergung einer Kolchose im entlegenen
sibirischen Dorf Rayon Tjuchtet beschäftigt, bis er dann am 13. Januar 1942 in die
sogenannte Trudarmee - eigentlich ein Konzentrationslager, extra für die
"unverläßlichen" Rußlanddeutschen eingerichtet, - einbezogen wird. Drei
Jahre nicht selten zwischen Leben und Tod schwebend, bei zu mangelhafter Nahrung,
schwerer Arbeit im KZ Wjatlag im Gebiet Kirow. Doch schwerer als all dieses war die
ungerechte Beschuldigung aller Deutschen. Im März 1944 als Arbeitsvieh untauglich
wird er "zur Erholung" bei der Familie aus dem KZ entlassen und in den Rayon Turuchansk
geschickt.
Nur wenige wissen, er sprach darüber fast nie, dies bezeugen auch die nahen Verwandten
Hollmanns, daß er 1944 abgeschrieben - aktiert, wie es in den Lagerpapieren hieß,
- wurde, und nur der Zufall sowie hilfsbereite Menschen, an die der Literat stets zu glauben
wußte, die ihn vor dem Untergang retteten.
Hollmann kehrt zu seiner Familie zurück, die im nördlichen Rayon Turuchansk lebte.
Es war nun eine Ironie des Schicksals, daß ihm, einem rußlanddeutschen
Intellektuellen, dessen Lebensweise bzw. -haltung beispielhaft gewesen war, das Los
zuteil wurde, an denselben Ort, nach Turuchansk, wo einstmals der "große Führer",
Joseph Stalin, seine strafrechtliche Verantwortung unter anderem wegen eines Raubüberfalls
auf einen Geldtransporter abbüßen mußte, verbannt zu werden.
Viele Jahre später, bei einem unserer Treffen in Moskau im Schriftstellerverband der SU,
spottete Hollmann sarkastisch: "Es war wohl eine große Ehre, die ich außerstande war,
richtig einzuschätzen, den Spuren unseres 'großen Führers' folgen zu dürfen..."
Und auch viele Jahre danach war es ihm beschieden, ein elendes Dasein eines deutschen
Sonderaussiedlers zu fristen.
Nach dem Ableben des sowjetischen Diktators, in der Zeit des kurzen politischen Tauwetters,
konnte sich Hollmann aus den Klauen des Gulag's befreien; zurück in seine Heimat - wie es
uns nun bekannt ist - durfte er jedoch nicht.
Nach langem Ringen um die Gerechtigkeit, an deren Sieg Hollmann nicht aufhörte zu glauben,
bekam er endlich in 1953 eine Anstellung als ...Lehrer in einer Grundschule im sibirischen
Dorf Terskoje. Na, ja, lange sollte dies wohl nicht dauern, hoffte er. Es müsse doch die
Zeit kommen, daß die Wahrheit ans Tageslicht gelange, und er zusammen mit seinen Landsleuten
in sein heimatliches Wolgaland zurückkehren würde.
Der Glauben war es, der ihm die Kraft gab standzuhalten: nur Geduld, beruhigte er seinen
rebellierenden Geist.
Die Mächtigen dieser unverständlichen Welt müßten doch schließlich
begreifen, daß die Rußlanddeutschen im Grunde loyale Bürger - und dies schon
immer gewesen - seien. Er holte sich Beispiele aus der jüngeren Geschichte seiner
Volksgruppe hervor, unterbreitete sie den Gewaltbehörden: daß 40 Tausend
Rußlanddeutsche im Ersten Weltkrieg mutig ihren Mann an der Türkischen Front gestanden,
daß sie auch im vergangenen Krieg - jene, die es vollbracht hätten, an die vorderste
Front zu gelangen - "beispielhaft für die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Vaterlandes
gekämpft" hätten. Auch "die Trudarmisten, die unverständlicherweise nicht als
Teilnehmer am Großen Vaterländischen Krieg eingestuft" waren, hätten
"Größtmögliches für den Sieg der lieben Heimat" geleistet.
Diese Zeit, die in den Geschichtsbüchern, welche sich mit der jüngsten Vergangenheit
der UdSSR auseinandersetzen, wird als die Chrustschowsche Tauwetterpolitik bezeichnet. Ein
neues Kapitel beginnt auch in den Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik
Deutschland, das mit dem Besuch des Bundeskanzlers Konrad Adenauer in Moskau im Herbst 1955
eingeleitet wird. Der Bundeskanzler verhandelt in Sachen der deutschen Kriegsgefangenen, wirft
die Frage der sich in einer zeitlich unbegrenzter Verbannung befindlichen Sowjetdeutschen auf.
Die Folge ist, das kurz darauf die letzten deutschen Kriegsgefangenen in ihre Heimat
zurückkehren; noch im selben Jahr wird auch die Sonderaufsicht über die
Rußlanddeutschen aufgehoben.
Bald darauf wird in der Altai-Region, wo die Rußlanddeutschen stark vertreten sind,
das erste deutschsprachige Nachkriegspresseblatt herausgegeben, daß dann von der
in Moskau neugegründeten "Zentralzeitung für die sowjetdeutsche Bevölkerung"
mit dem optimistischen Titel 'Neues Leben' abgelöst wird.
Das war die Zeit des Aufatmens der rußlanddeutschen Literatur, die Periode des Sammelns
der schöpferischen Kräfte des fast völlig ausgebluteten Volkes.
Nämlich Dominik Hollmann war unter den Ersten, die der dem Untergang geweihten
rußlanddeutschen Kultur, nach vielen Jahren der seinem Volke aufgezwungenen Schweigezeit,
unter die Arme gegriffen hatte. Diese Wandlungen bedeuteten für ihn und seine
Gleichgesinnten, zu denen sich inzwischen auch andere rußlanddeutsche Literaten
gesellten, eine neue Hoffnung.
Er schreibt an das Zentralkomitee der Kommunistische Partei, das die Nationalitätenpolitik
im Sowjetimperium verwaltete:
"Ich schreibe, weil ich nicht schweigen kann, weil ich es für meine Pflicht betrachte,
alles von mir Abhängige zu tun, damit endlich die nationale Frage der Sowjetdeutschen
gelöst wird; ich schreibe, weil ich weiß, daß unsere Nachkommen uns - ihre
Ahnen mit bösen Worten erwähnen werden, wenn wir untätig zuschauen werden, wie
das sowjetdeutsche Volk verschwindet, sich auflöst, assimiliert..."
Dies ist ein Auszug aus einem Brief, der vom 12.07.1959 datiert ist. Dominik Hollmann
bekam weder auf diesen noch auf viele darauffolgenden Schreiben an die höheren Instanzen
eine direkte Antwort. Seine Briefe wurden alle ohne Ausnahme an die örtlichen Machtorgane
zurückgeschickt. Für sie waren Hollmanns Offenbarungen alles hohle Worte, denn sie
orientierten sich wohl an irgendwelchen Regierungsreskripten, von denen der Literat nicht
die blasseste Ahnung hatte. Sie reagierten mit Drohungen, Verbot zu schreiben. Aber das konnte
den Verfechter der Menschenrechte nicht zurückschrecken.
In einem anderem Brief (vom 14. 04. 1960 an die Redaktion der erwähnten deutschsprachigen
Zeitung 'Neues Leben') schreibt Hollmann:
"Ich bin im Geiste des Leninismus erzogen und deshalb unerschütterlich in dem Glauben,
das die Leninsche Gerechtigkeit doch schließlich siegen wird. Deshalb ermüde ich nicht,
mich für mein geächtetes sowjetdeutsches Volk einzusetzen. Vielleicht gelangt mein Ruf,
der der Ruf Tausender meiner Mitbürger ist, doch endlich an das Ohr der Gerechtigkeit,
und man begreift endlich einmal in den höchsten Instanzen, daß Leninismus und
Diskriminierung eines ganzen Volkes im sozialistischen Staate, gelinde gesagt, unvereinbare Dinge
sind."
Damals, als ein Wort gegen die 'Linie der Partei' genügte, um verhaftet und erschossen
zu werden, wagt er es hinzuweisen, daß die Partei die 'leninsche Linie' nicht erfüllt.
"Ich bitte um Verzeihung wegen der harten Worte, die ich mich zu schreiben verpflichtet
fühle. Aber ich bin Kommunist und verpflichtet, offen zu sagen, was mir mein Gewissen
befiehlt..."
Wie wir sehen bedient sich der Literat des Vokabulars der Parteinomenklatura, das heißt:
er schlägt schon im Voraus all seine Gegner, die ihn des Nationalismus - was zu dieser
Zeit und viele Jahre später gang und gäbe war - beschuldigen könnten, mit deren
eigenen Waffen. Auf solche Weise schuf er sich eine Art Ausweichmöglichkeit.
Abermals lud man den Schriftsteller in Partei- und Regierungsämter vor, wo dem
"widerspenstigen Epistola-Kritzler" die Leviten gelesen, gedroht wurde.
Das Naturtalent und die Begabung Hollmanns, sein rühriger Geist und die angeborene
unbezwingende Standhaftigkeit und viele Bewerbungen um seinen Beruf als Hochschullehrer
auszuüben, trugen dazu bei, zwar erst nach 1956 Abschaffung der Kommandanturaufsicht,
daß man ihn im Technologischen Institut zu Krasnojarsk als Oberlehrer der Abteilung
Fremdsprache einsetzte.
Mit jugendlichem Elan stürzte sich Dominik Hollmann in die Arbeit. Aber die Situation
um die eigene rußlanddeutsche Kultur, die unter einem immensen Druck der Sowjetgewalt
dahinvegetierte, ließ ihm keine Ruhe.
Allmählich traten auch andere rußlanddeutsche Literaten wie Victor Klein,
Andreas Saks, Woldemar Ekkert, Reinhold Frank, Herbert Henke u.a., die sich ebenfalls
in der sibirischen Verbannung befanden, hervor. Gemeinsam führten die Literaten
auf halbillegale Weise - ungeachtet des hartnäckigen Widerstandes der örtlichen
Gewaltbehörden - Lesungen, Treffen mit Lesern, Seminare in deutscher Sprache durch,
diskutierten das Problem der Rehabilitierung und der Wiederherstellung der Selbstverwaltung
der Deutschen im Lande.
1962 wurde auf Initiative Hollmanns in Krasnojarsk das erste Seminar der Nachkriegszeit
der deutschen Literaten der UdSSR durchgeführt.
Den Initiativen der rußlanddeutschen Intelligenz, darunter Dominik Hollmanns und Victor
Kleins an erster Stelle, ist es zu verdanken, daß am 29. August 1964 das Präsidium
des Obersten Sowjets der UdSSR die wahllos erhobenen Anschuldigungen - enthalten im
Regierungserlass von 1941 - gegenüber der deutschen Bevölkerung im Lande aufhob. Zwar
geizte die Regierung, als sie diese wenigen Brosamen vom Tisch fallen ließ, erlaubte den
Deutschen nicht in ihre angestammten Gebiete zurückzukehren.
Schon ein Jahr nach der Bekanntgabe dieses Regierungsreskriptes weilt eine Delegation von
Vertretern der Rußlanddeutschen - unter ihnen auch Dominik Hollmann - in Moskau, wo sie
um die vollständige Rehabilitierung und die Rückgabe der Selbstverwaltung der Deutschen
in der UdSSR warben. Ergebnislos.
In seinem Tagebuch schreibt Hollmann nieder:
"1965 war die erste ... Delegation vorgelassen worden, an der auch ich teilnahm.
Wir waren jenesmal bis Mikojan, dem Vorsitzenden des Präsidiums (des Obersten Sowjets
der UdSSR) vorgedrungen. Paar Monate später hatte eine Gruppe sowjetdeutscher
Schriftsteller (auch ich) eine Audienz beim Leiter des Empfangsbüros des Präsidiums -
Skljarow. Ein Jahr darauf war eine dritte vorgelassen (ohne mich). Weitere Versuche,
diese Höhe zu erklimmen, scheiterten. Und siehe - im Januar 1972 waren vier Personen bis
zum Leiter des Empfangsbüros des Präsidiums - jetzt ist es ein gewisser Dumin -
zugelassen worden. Schulz, Frank, Jeserskaja und ?.?.?.
sind ihre Namen. Aus dem Baltikum waren sie gekommen... Sie haben Dumin doch eine gute Portion
Wahrheit über die mißliche Lage der Sowjetdeutschen unbemäntelt gesagt:
'Von Gleichberechtigung - keine Spur. Wo finden wir die Wahrheit? Wir werden nur als rohe
Arbeitskraft angesehen. In 30 Jahren nichts zum Ausbau unserer Kultur vom Staat bekommen.'
Alles ganz richtig!
Sie gingen enttäuscht und unbefriedigt fort. Aber es war wieder ein kleiner Sieg."
Ab 1965, zu dieser Zeit bereits im Ruhestand, widmet sich Dominik Hollmann voll und ganz
der literarischen und politischen Tätigkeit Er reist viel, tritt auf Kundgebungen in
deutschen Auditorien auf und schreibt, unermüdlich, mit voller Hingabe all seiner
schöpferischen Kräfte...
Hunderte von lyrischen und prosaischen Werken Hollmanns entstehen um diese Zeit, einige
erscheinen in Buchform, darunter die Prosasammlungen "Auf gut Glück!" (Alma-Ata, 1969),
"Kern des Lebens" (Moskau, 1973), "Menschenschicksale" (Alma-Ata, 1974).
Im Jahr 1977 siedelte Dominik Hollmann in seine Heimatstadt Kamyschin, an die Wolga, um.
60 Jahre war der Literat gezwungen, dem Ort fern zu bleiben, wo seine Wiege stand, wonach
er sich jahrzehntelang sehnte.
"Du meiner Jugend Aufenthalt
bliebst jung wie einst, ich bin schon alt,
und hab dich nie vergessen.
Die Sehnsucht hat mich hergeführt,
von deinem Anblick tief gerührt
bestaun ich deine Breite.
Hier ist mir alles nah und traut,
du bist mir lieb wie eine Braut,
die schönste aller Bräute",
schrieb der Schriftsteller auf sein Wiedersehen mit der Wolga. Doch zum Ruhen keine Zeit.
Er gründete einen deutschen Klub der "Neues-Leben-Leser", wo Deutsche aus der sibirischen
Verbannung auf eigene Gefahr in die Wolgaheimat zurückgekehrt, gerne zusammenkamen, um
Autorenlesungen, Gedichte zu hören, Volkslieder mitzusingen. Oder in dem
Deutsche-Sprache-Zirkel bei Dominik Hollmann ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen, zu
vervollständigen.
Es war die Zeit einer vorübergehenden Entspannung in der Frage der Rußlanddeutschen.
Man überlegte in den höheren Instanzen - das bestätigen auch die Ereignisse
vom Sommer des gleichen Jahres in Zelinograd: Die Auflehnung der aufgestachelten kasachischen
Jugend gegen die Neugründung einer deutschen Selbstverwaltung mit der Hauptstadt Jermentau,
eines kasachischen Städtchens, das wir unter uns als Jammertal bezeichneten - wie wohl das
Problem der Deutschen im Lande geregelt werden könnte.
Für die Rußlanddeutschen, die sich in ihrer Mehrheit für die Wiederherstellung
ihrer Selbstverwaltung an der Wolga einsetzten, war dies wie ein Schlag ins Gesicht. "Man hat
uns erneut gezeigt, wer wir sind", schrieb Hollmann verbittert in einem seiner an mich
gerichteten Briefe.
Im September 1979 wurde Dominik Hollmann zu seinem 80.Geburtstag mit dem Orden
der Völkerfreundschaft gewürdigt. Er war der einzige unter den russlanddeutschen
Literaten, der mit einer so hohen Regierungsauszeichnung geehrt wurde. Warum nämlich
Hollmann, der nicht müde wurde, die Partei- und Regierungsbehörden mit Briefen
und Bittschriften in Sachen Gleichberechtigung seines leidgeprüften Volkes
zu "belästigen"?
Die Antwort liegt auf der Hand: Dominik Hollmann war der älteste russlanddeutsche
Literaturschaffende im Lande; er war es auch, der sich der grössten Autorität
unter seinen Kollegen und Landsleuten erfreuen durfte; als dritter Grund könnte wohl
der erwähnt werden, dass man damit seinen kämpferischen Geist beruhigen wollte...
Aus der Geschichte wissen wir inzwischen, dass der Kreml schon immer praktizierte
all seine, darunter der schmutzigsten Unterfangen mittels Politik von Zuckerbrot
und Peitsche durchzusetzen.
Heute wissen wir auch, dass die bolschewistischen Machthaber des ersten Arbeiter- und
Bauernstaates zu dieser Zeit überlegten, wie wohl das gesamte "Problem"
der Deutschen im Lande, ohne Nachteile für ihr Selbstherrschaftssystem einbuchen
zu müssen, geregelt werden könnte. Die Wolgarepublik wollte man ihnen nicht
zurück geben, da dort angeblich "alle Gebiete bereits besiedelt" wären und auch
für Kasachstan würde die Abreise von hunderttausenden Russlanddeutschen
einen Ruin der ganzen Wirtschaft bedeuten, dies waren nämlich die Argumente von
A.Mikojan, dem einstigen Vorsitzenden des Obersten Sowjets der UdSSR, dass er während
des Empfangs der Delegation von Vertreten der deutschen Minderheit im Januar 1965 anführte,
der auch Dominik Hollmann angehörte.
So geschah es, dass gegen Frühjahr 1979 ein Entschluss der Partei, denn nur sie verwaltete
im Sowjetimperium die gesamte Nationalitätenpolitik, herangereift war, für die
Deutschen ein autonomes Gebiet in den Grenzen der kasachischen Republik auszusondern.
Für die im Lande lebenden Russlanddeutschen war der Parteibeschluss, wovon sie
im nachhinein erfuhren, eine Überraschung. Für die Bevölkerung Kasachstans
ebenfalls. Besonders unattraktiv erschien die Initiative Moskaus für die machthabende
einheimische kasachische Elite. Eine breite Protestaktion wurde vom Zaune gebrochen.
Die Auflehnung der aufgestachelten kasachischen Jugend gegen die Neugründung der deutschen
Selbstverwaltung mit der Hauptstadt Jermentau, eines kasachischen Städtchens, das wir
unter uns als Jammertal bezeichneten, brachte diese undurchdachte Aktion des Kremls
zum Scheitern.
Es kam somit ja gar nicht dazu, dass dieses Vorhaben des Politbüros des ZK KPdSU
als Beschluss des Obersten Sowjets der UdSSR über die Gründung eines autonomen Gebiets
für die deutsche Minderheit veröffentlicht wurde. Alsbald wurde er von Moskau
zurückgenommen.
Für die Russlanddeutschen, die sich in ihrer Mehrheit für die Wiederherstellung
ihrer Selbstverwaltung im ehemaligen deutschen Wolgagebiet einsetzten, war dies trotzdem wie
ein Schlag ins Gesicht. "Man hat uns erneut gezeigt, wer wir sind", schrieb Hollmann
verbittert in einem seiner an mich gerichteten Briefe.
Die Russlanddeutschen waren resigniert. Ihre Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Dasein
in der "Bruderfamilie" der Sowjetvölker wurde damit begraben. Wenn auch die meisten
von ihnen ihre Zukunft mit Russland verbanden, wo etliche Generationen ihrer Vorfahren
ihre letzte Ruhe gefunden hatten, begann die Zahl der Ausreisewilligen nach Deutschland
anzuwachsen. Die Scheinwiedergutmachung an der deutschen Minderheit des Landes für die weggenommene
Selbstverwaltung, die geraubten geistigen und materiellen Güter während derer
Zwangsaussiedlung aus den angestammten Gebieten vor und während des 2. Weltkrieges
mittels Gründung einer deutschen autonomen Gebietseinheit scheiterte ebenfalls...
In den höchsten Partei- und Staatsgremien überlegte man eifrig, auf welche Weise nun
die "Unzufriedenen" besänftigt werden könnten.
Die Leitung des Verlags "Kasachstan", wo ich das deutsche Lektorat anführte und
mich bereits ein ganzes Jahr lang vergeblich um die Steigerung von Publikationen
russlanddeutscher Literatur bemühte, beschloss plötzlich, meine Vorschläge
zu akzeptieren: ab 1980 sollten nun bis 100 Druckbogen (bis dato - 50-60 Druckbogen)
deutschsprachiger Literatur veröffentlicht werden.
Grösserer Achtung erfreute sich von nun an auch die Kommission für sowjetdeutsche
Literatur beim Schriftstellerverband der UdSSR. Der Sekretär des Schriftstellerverbandes
des Landes erinnerte sich auf einmal, dass er in seiner Schublade den Antrag der Vertretung
der russlanddeutschen Literaten verstaut hielt, in dem diese gebeten, - ja sogar gefordert - hatten,
ihren Kollegen, den ältesten deutschen Literaturschaffenden, Altmeister, wie sie ihn
nannten, Dominik Hollmann, zu dessen 80. Geburtstag mit einer "ehrwürdigen Auszeichnung"
zu ehren, - so dass er sich ermutigte, diese Papiere an die entsprechende Kommission
im Obersten Sowjet der UdSSR mit einer beigefügten Fürbitte weiterzuleiten...
"In Moskau (10-12 Oktober 1979), wo ich zur Sitzung der Kommission für s-d
(sowjetdeutsche) Literatur eingeladen war, wurde ich auch gefeiert. Alle meine Freunde
gaben ihrer aufrichtigen Freude Ausdruck und meinten, es sei eine verdiente Auszeichnung.
...Das alles zwingt mich, noch fleißiger zu arbeiten.", schreibt Dominik Hollmann in
seinem Tagebuch nieder.
Der Schriftsteller und Volkstribun Hollmann hält sein Wort.
Im Jahr 1981 erscheint im Verlag "Kasachstan" ein Band seiner Erzählungen "Stürmisch
war die Nacht", mehrere lyrische und prosaische Werke Hollmanns werden in der deutschsprachigen
Presse abgedruckt... Am Vorabend seines 90. Geburtstages erblickte ein Lesebuch des Literaten
das Licht der Welt.
Es ist heute nicht mein Thema auf die literarischen Qualitäten des Schaffens von Dominik
Hollmann einzugehen. Eins sei jedoch unterstrichen:
In all seinen literarischen Werken ist er nie oberflächlich, er dringt tief in die
Materie ein, läßt das Geschilderte lebendig erscheinen. Er erzählt seine
Schöpfungen einfach, bisweilen geradlinig, ohne irgendwelche kompositorische Kunstgriffe
zu erschließen, und nichtsdestoweniger wirkt sein Erzählstoff sehr produktiv. In
seinen Werken propagiert er Friede, Freundschaft, Güte, Bescheidenheit, Liebe, Fleiß,
Hilfsbereitschaft, ruft auf, die Muttersprache, Kultur, Sitten und Bräuche, die
eigenartige Volkstümlichkeit zu wahren. All diese Eigenschaften, die ihm selber eigen
und teuer waren.
Der Dichter und Literaturkritiker, Johann Warkentin, bemerkt in seiner vor kurzem
edierten "Geschichte der rußlanddeutschen Literatur" unter anderem:
"Dominik Hollmann hat als Einziger von allen unseren Großen tapfer in der
Autonomiebewegung mitgewirkt, ohne Wenn und Aber, ohne fadenscheinige Ausflüchte und
hasenfüßige Rückzieher, gradheraus und immer wieder mit persönlichem
Einsatz."
Ein unermüdlicher Optimist, echter Verfechter der Sorgen und Belange seiner Landsleute,
blieb Dominik Hollmann bis ans Ende seiner Tage überzeugt, daß die Gerechtigkeit
gegenüber seinen Landsleuten wiederhergestellt wird. Das Schicksal wollte es aber anders
haben: ihn erreichte eine Enttäuschung nach der anderen. Und sie haben seinen Lebensmut
deutlich beeinträchtigt.
Am 15 November schreibt Dominik Hollmann in seinem Tagebuch:
"Am 12. gab es eine Versammlung im Klub (deutscher "Neues-Leben-Leserklub". KE); man
sprach über die Wiederherstellung der wolgadeutschen Republik. Das Problem wird immer
komplizierter. Die russische Bevölkerung, auch die örtlichen Machtorgane sind sehr
dagegen... Die Hoffnung war groß, aber jetzt herrscht wieder trübe Stimmung."
Am 6. Dezember 1990, verließ er uns, ruhig und bescheiden, wie er in seinem Leben gewesen
ist. Und er nahm den quälenden Schmerz um die Sorgen seines Volkes mit... Heilig sei sein
Andenken.
Dominik Hollmann war von Gott ein schweres aber auch ein sehr inhaltsreiches
Leben beschieden. In seiner Biographie widerspiegelt sich auf die krasseste Weise das
Schicksal seines leidgeprüften Volksstammes, der Rußlanddeutschen. Sein Volk
war es nämlich, das ihn zu Großtaten inspirierte. Sein Volk war es auch,
dem er all seine Kraft, all sein Wissen und Können, ja sein Leben opferte...
Dr. EHRLICH, Konstantin,
Literaturkritiker, Schriftsteller und Publizist,
Verdienter Kulturschaffender der Republik Kasachstan,
Chefredakteur der Zeitung "DIPLOMATISCHER-KURIER"
Hamburg, Januar 2001