Drei Palmen
Dominik Hollmann
Übersetzt Ende 60-ger Jahre |
ТРИ ПАЛЬМЫ
Михаил Юрьевич Лермонтов |
Die Palmen ( D. Hollmann an Lermontow anschließend )Es standen drei Palmen in sandiger Wüste... (Wer weiß, welche Sünden der Väter sie büßten.) Der Dichter berichtet, daß einst über Nacht die Axt diese Palmen zum Falle gebracht, die vordem so hochmütig waren und stolz. Ein grausames Feuer verzehrte das Holz. Träg sickerte trauernd die einsame Quelle. Viel Jahre lang war sie ihr Leidensgeselle. Ein aschgrauer Fleck blieb. Sein Los war entschieden... Es staubt der Kamelenzug langsam nach Süden. * * * Doch als ihre Äste im Sterben erbebten, da fielen wie Tränen die Samen zu Erden. Leis murmelt die Quelle: “Den drei bin ich’s schuldig“. Und speist und ernährt ihre Samen geduldig. Sie findet zu allen den Körnern den Weg. Und siehe - in jedem ein Leben sich regt. * * * Bald rauschen die Jungen im engen Verein mit wehenden Wipfeln - ein schattiger Hain. Und weil sie zeitlebens von Unheil bedroht, So wurden sie kräftig und trotzen dem Tod. Wie oft wollt der Sturmwind die Jungpalmen brechen, Um sich an der Schönheit des Lebens zu rächen. Umsonst grollt der Samum:* “Die Quelle verschütten!“ Sie standen! Sie wehrten sich! Kämpften und stritten! Heut bietet der Hain vielen Wanderern Rast. Die Quelle labt frei jeden dürstenden Gast. Sie plätschert zufrieden und kühlend im Hag. Da sieht man, was wirkliche Freundschaft vermag! 3.09.66 * Samum - heißer trockner Sandsturm in den Wüsten |
Die Palmen
Kommentar |
Ausgewiesene ( aus "Sowremennik" Nr. 3, 1989 )Wind und regnerisch Wetter... Leid und Elend genug. Tage kommen und gehen wie ein ratternder Zug. Und die Menschen, die fremden, gehen schüchtern und sacht. Man hat sie von weither von der Wolga gebracht. Weißbärtige Alten saufen Fusel mit Graus. Und die Postbotin Mascha trägt die Dreiecke aus. Was man alles erzählte mit viel Haß im Gesicht: ach das sind böse Menschen, russisch sprechen sie nicht. Düster deucht uns der Himmel, wenn die Sonne auch scheint. Nemzy,* ach welch ein Schrecken! Nemzy - das ist der Feind. Seid nicht dumm, liebe Dörfler, seid vernünftig und klug. Diese Menschen ertrugen Not und Elend genug. Lebten alle wie wir auch und bebauten das Land, sind gewaltsam vertrieben, nach Sibirien verbannt. Lebten glücklich und friedlich nach sowjet'schem Gesetz. Nichts veruntreut, verschuldet, nichts zerstört, nichts verletzt. ...Zwei alte Baracken, durchlöchert und blind, die gab man zur Wohnung für Greis und für Kind. Die Frauen, sie schrubbten und schaufelten Mist. Die Gassenjungs jolten: "Faschist, du Faschist." Sie ertrugen es schweigsam unter Tränen und stumm. O verzeiht mir, auch ich war damals grausam und dumm. Jahre kamen und gingen wie ein ratternder Zug, Leid und Elend sie litten mehr als genug. Doch gemeinsame Arbeit und viel Mühe und Not für den Sieg, für den Frieden und das tägliche Brot brachten uns zu der Einsicht, uns vereinte, verband. Und wir reichten wie Brüder einander die Hand. Jene grausamen Jahre verflogen wie Rauch. Wir leben in Eintracht wie's bei Brüdern der Brauch. Wir bestellen den Acker - unsre Pflicht, unser Los. Deutsche Namen erklingen jetzt gar oft im Sowchos. * - Deutsche 1989 |
Ausgewiesene Originaltext kommt |
Der Weltbesorgnis ( aus Sergej Ostrowoj )Die Welt trägt oft gemeinsam Trauer, gemeinsam auch so manchen Schmerz. Wenn Seuche oder Kriegesschauer zerstören Städte allerwärts. Und allgemein der Welt Verluste, und allgemein der Menschen Weh, wenn aus dem Leben scheiden mußte ein Genius, der Weisheit Höh. Die Welt hat manche schwere Sorgen. Gemeinsam ist der Menschen Leid, wenn rings verwuchert sind die Wege, Verwilderung auf lange Zeit. Es gibt auch allgemeine Zeichen, wer sie vergißt, der übt Verrat. In Hiroshima- Massenleichen, in Buchenwald die Greueltat. Und das Gedächtnis möge mahnen: Nur Friede sei, kein Kriegesbraus! Nie soll der Mut dazu erlahmen! Die Erde ist uns Heim und Haus. 1981 |
Der Weltbesorgnis Originaltext kommt |
* * * Übersetzung aus Olga BergholzWild hastet das Neujahrsgestöber und jubelt und zaubert und heult... Der Freund ist zwar noch nicht gekommen, doch steht ein Gedeck ihm bereit. Daneben ein Glas, bis zum Rande mit funkelndem Weine gefüllt. Im Glanze der Lichter und Sterne es ihm, dem Erwarteten, gilt. Vielleicht steht er schon auf der Schwelle, gleich tritt er, froh lächelnd, ins Haus. Und hebt den Pokal: Prosit, Brüder! Und trinkt ihn auf unser Wohl aus. Drum hoch euer Neujahrsglas, Freunde, zum fröhlichen Feste vereint! Für alle, die fern von uns weilen! Für jeden noch fehlenden Freund! |
Aus Olga Bergholz Originaltext kommt |
* * * Übersetzung aus Anna AchmatowaSüßlich sind des Weinstocks blaue Beeren. Trunken lockt die Gegend weit und breit. Deine Stimme dumpf und fast betörend... Niemand tut mir, niemand tut mir leid. Spinneweben zwischen Trauben, Beeren. Junge Reben sind geschmeidig dünn. Weiße Wölkchen zieh’n durch blaue Sphären wie im Bach die Schollen leicht dahin. Sonne leuchtet aus des Himmels Pforte... Geh zur Welle, klage ihr dein Leid. Und vielleicht sagt sie dir Trostesworte oder küßt dich voller Zärtlichkeit. |
Aus Anna Achmatowa Originaltext kommt |
* * * ( aus Rassul Gamsatow )Ich denk an dich bei froher Laune, seh´ dich lebendig vor mir steh´n. Ich rufe laut und fleh' und raune, und möcht vor Sehnsucht fast vergeh´n. Ich denk an dich bei trüber Stunde, wenn mich ein herbes Leid bedrückt, wenn schmerzlich meine Herzenswunde mich ins Vergangene entrückt. Ich seh´ im Geist die guten Augen und hör der Stimme milder Klang. Warum weilst du in fremdem Lande so fern von mir so lang, so lang. Was suchst du, Freund in fernen Gründen? Wähnst du dort sei ein neues Glück? Das kannst du nur zu Hause finden, drum kehr´ recht bald zu mir zurück. |
Aus Rassul Gamsatow Originaltext kommt |